Die Königlich Technische Hochschule in Stockholm ist Schwedens größte technische Universität

Die wirtschaftliche Bedeutung und der Tourismus im östlichen Schweden

Wer an Schweden und schwedische Wirtschaft denkt, denkt meist zuerst an IKEA, VOLVO oder Ericsson. Dabei war die schwedische Wirtschaft bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ausschließlich landwirtschaftlich geprägt. Erst mit der Eröffnung des Göta Kanal im Jahre 1832, als die Ost- und Westküste des Landes miteinander verbunden wurden, wurde eine Voraussetzung für eine positive Wirtschaftsentwicklung geschaffen.
Mit zunehmender Stahlerzeugung und dem Holzexport sowie der Erfindung des Dynamits durch Alfred Nobel blühte die schwedische Wirtschaft innerhalb weniger Jahrzehnte auf. Bauernhöfe wurden durch Großbetriebe ersetzt und immer mehr Menschen zog es in die Stadt. Doch bis heute sind die Land- und Forstwirtschaft nicht aus Schweden verschwunden. Gerade Östergötland ist eines der wichtigsten Agrargebiete Schwedens. Aber auch hier ist die industrielle Entwicklung nicht zu übersehen und verschiedene Städte haben sich zu wahren Industriezentren entwickelt.
Linköping zum Beispiel spielt in der Flugzeug- und Rüstungsindustrie eine große Rolle. Die Saab-Flugzeugwerke sind bedeutende Arbeitgeber in der Stadt und unterhalten in Linköping gleich zwei Flughäfen. Darüber hinaus hat der Mjärdevi Science Park, ein Technologie-Zentrum, das sich in direkter Nachbarschaft zum Universitätscampus befindet, mit gut 4.000 Angestellten, eine große Bedeutung.
In Norrköping hingegen war bis in die 1960er-Jahre die Textilindustrie der dominierende Wirtschaftszweig. Heute sind die meisten hier niedergelassenen Unternehmen in der Papier- und Verpackungsindustrie oder in der Elektronik-Branche tätig. Große Unternehmen wie Philips oder Bosch haben ihre zentralen Lager in Norrköping und beliefern von hier aus ihre Niederlassungen in ganz Schweden.
In den Städten Södermanlands sind es vor allem die Automobil- und die Pharmaindustrie, die in der Wirtschaft eine große Rolle spielen. Hier sind Saab Automobile AB (Nyköping) und Scania (Södertälje) ansässig. In Södertälje befindet sich eine Teststrecke von Scania und auch die Forschung, Entwicklung und Produktion des Unternehmens finden hier statt. Ebenfalls in Södertälje niedergelassen ist der Pharmakonzern AstraZeneca, dessen Hauptsitz in London liegt. Der Konzern führt sowohl in Södertälje als auch in Strängnäs Forschungen durch.
In Uppland konzentriert sich die Wirtschaft neben Stockholm vor allem auf Uppsala. Mehrere kleinere und größere Betriebe der Biomedizin und der Pharmazie sind hier ansässig. Das größte dieser Unternehmen ist Fresenius Kabi, welches umfangreiche Produkte zur Therapie kritisch und chronisch kranker Patienten herstellt.
Sowohl für Uppland als auch für Södermanland ist Stockholm als eines der größten Industriegebiete Schwedens ein wirtschaftlicher Knotenpunkt. Ein großer Teil der Arbeitnehmer pendelt täglich aus den umliegenden Gebieten in die Hauptstadt. In Stockholm arbeiten rund 85 Prozent aller Arbeitnehmer im Dienstleistungsbereich. Aber auch internationale Unternehmen wie Ericsson, Electrolux, AstraZeneca oder der Bonnier-Konzern haben eine Niederlassung in der Stadt. Über 40 Prozent der schwedischen Unternehmen sowie die schwedischen Banken haben ihren Hauptsitz in Stockholm.
Darüber hinaus hat sich in den vergangenen Jahren der Tourismus zu einem stetig wachsenden Wirtschaftszweig entwickelt.

Insgesamt ist die schwedische Wirtschaft aufgrund des kleinen Binnenmarktes stark exportorientiert. Die wichtigsten Abnehmer dabei sind die Nachbarländer Norwegen, Finnland und Dänemark. Handelspartner sind aber auch Deutschland und die USA. Daher ist die schwedische Wirtschaft durch einige international ausgerichtete Unternehmen, die einerseits in der Holz-, Zellstoff- und Papierindustrie tätig sind. Andere haben sich auf Informationstechnologie, Maschinenbauprodukte oder Biotechnik spezialisiert. Die bekanntesten dieser internationalen Unternehmen sind neben Ikea oder Volvo auch Saab, H&M, ABB, Electrolux, Ericsson, Scania, SKF oder AstraZeneca.
Die Bedeutung des Tourismus im östlichen Schweden
Wer sich für einen Urlaub in Ostschweden entscheidet, der hat die Qual der Wahl, wenn es um die Gestaltung dieser Zeit geht. Ob nun im Sommer oder im Winter: Alle drei Provinzen bieten zahlreiche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung.

Für einen entspannten Tag am Wasser zum Beispiel bieten sich im Sommer viele größere und kleinere Strände an. In Uppland und Södermanland lockt der Mälaren mit kilometerlangen, flachen Sandstränden, die auch für Kinder zum Spielen und Rumtollen geeignet sind. Hier am Seeufer, im kleinen Ort Mariefred, befindet sich auch das Schloss Gripsholm, welches durch Kurt Tucholskys gleichnamigen Roman große Bekanntheit erhielt. Wer sich zu einer Besichtigung des Schlosses entschließt, hat neben der Anreise mit dem Auto auch die Möglichkeit Mariefred mit dem Schiff oder mit der ältesten Museumseisenbahn Schwedens zu erreichen. Diese fährt von Läggesta aus in zwei verschiedene Richtungen: Einmal nach Taxinge und einmal nach Mariefred.
Eine weitere Museumseisenbahn befindet sich sich im Herzen Södermanlands. Auf einer gut drei Kilometer langen Strecke können Interessierte in den historischen Waggons des Museispårvägen Malmköping zwischen Malmköping und Hösjö hin und her fahren.

Aber auch die Ostsee und die malerische Schärenküste laden in allen drei Provinzen zu einem entspannten Strandtag ein. Hier kommen sicher bei vielen Erinnerungen an Astrid Lindgrens „Ferien auf Saltkrokran“ hoch. Aber auch im Winter muss zumindest in Uppland niemand auf den Badespaß verzichten: In Uppsala befindet sich die ganzjährig geöffnete Anlage Fyrishov. Sie ist eines der größten Hallenbäder Schwedens und bietet mit Wasserrutschen, einer Gegenstromanlage, Solarien und vielem mehr Spaß und Erholung für Groß und Klein.

Auch Naturverbundene und Wanderer kommen mit zahlreichen Naturschutzgebieten und Wanderwegen verschiedener Länge in Uppland auf ihre Kosten. Nur einen Katzensprung von Uppsala entfernt befindet sich zum Beispiel das Naturschutzgebiet Hågadalen-Nåsten. Das gut 17 km² große Gelände ist von einem Wegenetz durchzogen, das Wanderern, Reitern und im Winter auch Ski-Läufern offen steht und gut für einen Tagesausflug geeignet ist.
Für eine längere Wanderung bietet der Upplandsleden mit rund 400 km Länge ein einmaliges Erlebnis. Die Haupstrecke führt von Sunnersta über Uppsala, Österbybruk und Älvakarleby nach Norden, wo der Upplandsleden bei Gävleborg an den Gästriksleden anschließt. Vor allem in den Orten Österbybruk und Älvarkarleby lohnt es sich, eine Pause einzulegen oder einen Tagesausflug dorthin zu unternehmen. In Österbybruk, etwa 45 Kilometer nördlich von Uppsala, wurden hier unter der Herrschaft Gustav Wasas Eisenwerke zur Versorgung der Armee errichtet. Die einzige bis heute erhaltene Eisenhütte stammt aus dem Jahr 1443 und gilt als die älteste Hütte Upplands. Ein Hüttenmuseum bietet einen detaillierten Einblick in die Geschichte Österbybruks.

Älvkarleby hingegen wird Angel-Begeisterten eine große Freude bereiten. Denn hier, wo sich der Fluss Dalälven in drei Ströme teilt, ehe sie sich nach dem Überwinden mehrerer Stufen wieder vereinen und in die Ostsee fließen, dreht sich alles um den Angelsport. Hier finden sich ein Sportfischerei-Museum und ein Fischercamp. Für alle, die an dem Angelsport nichts abgewinnen können, sind das Heimatmuseum oder die Kirche Älvarkarlebys eine gute Anlaufstelle.
In Södermanland befindet sich der Sörmlandsleden, welcher mit einer Länge von 1.000 Kilometern einer der längsten Wanderwege Skandinaviens ist. Er wird in verschiedene Teilabschnitte unterteilt, welche zwischen 2 und 24 Kilometern lang und meist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind. Auf dem Wanderweg, der die Provinz Södermanland ringförmig durchläuft, bekommen Wanderer beinahe alle Formen der schwedischen Natur zu sehen.
Einen ähnlich langen Wanderweg hat auch Östergötland mit dem Östgötaleden vorzuweisen.

Eine weitere Möglichkeit für Bewegung an der frischen Luft bietet in Östergötland der Götakanal. Zwischen 1810 und 1832 erbaut, ist er bis heute eines der größten schwedischen Bauprojekte. Auf einer Länge von 190,5 Kilometern bietet er die Möglichkeit für verschiedenste Aktivitäten. So kann man ihn bequem mit dem Rad erkunden, indem man dem Treidelpfad neben dem Kanal folgt. Aber der Götakanal eignet sich auch für Wanderungen oder Touren mit dem Kajak, Kanu oder dem Segelboot. Angebote zum Ausleihen von Fahrrädern und Booten gibt es reichlich. Wer sich zusätzlich noch für die Geschichte des Kanals interessiert, sollte unterwegs die Möglichkeit nutzen die beiden Kanal-Museen in Motala und Sjötorp zu besuchen.

Darüber hinaus hat Ostschweden auch kulturell einiges vorzuweisen. Nur etwa 10 Kilometer von Uppsala entfernt zum Beispiel liegt das Schloss Wik, dessen Wurzeln bis in das 13. Jahrhundert zurückreichen. Es ist eines der am besten erhaltenen Schlösser aus dem schwedischen Mittelalter und ist von einem beeindruckenden und weitläufigen Park umgeben. Darüber hinaus finden sich unzählige weitere Schlösser und ehemalige Herrschaftssitze in Södermanland, welches für eben jene Bauten bekannt ist. Viele dieser Gebäude befinden sich heute in Privatbesitz und haben in Form von Hotels, Restaurants und Museen eine neue Bestimmung gefunden.

Ebenfalls in der Nähe von Uppsala liegt Gamla Uppsala. Hier kann man nicht nur die drei berühmten Königsgräber bewundern, sondern sich auch im Freiluftmuseum Disagården einen Einblick über das Leben der Menschen vom 16. bis 19. Jahrhundert verschaffen. Ein etwas anderes Museum findet sich in Nyköping in Södermanland. Im F11-Museum wird die beinahe 40-jährige Geschichte der schwedischen Luftwaffe gezeigt. Sogar ein Flugsimulator steht den Besuchern zum Testen zur Verfügung. Auch im Flugwaffen-Museum in Linköping dreht sich alles ums Fliegen. Hier kommen auch Kinder auf ihre Kosten, wenn sie ihre eigene virtuelle Flugmaschine bauen können oder einmal ausprobieren dürfen, wie es ist als Fluglotse ein Flugzeug sicher auf den Boden zu bringen. Ebenfalls ein Spaß für die gesamte Familie ist Norrköpings Kunstmuseum. In einer offenen Bildwerkstadt können Kinder und Erwachsene mit Hilfe eines Künstlers ihr ganz eigenes Kunstwerk schaffen.

Es gibt in Ostschweden also viel zu entdecken und erleben. Es stellt sich also nur die Frage: Wohin soll es als erstes gehen?