Unendliche Ferne - Aland Islands

Gut zu wissen Aland Inseln, Finnland

Geographie
Im Norden der Ostsee bilden mehr als 6.700 Schären und Inseln die Region Åland. Dabei handelt es sich um einen Archipel, also eine Region aus Inselgruppen und den Gewässern zwischen ihnen. Als eigene Insel zählt dabei nur, was eine Mindestgröße von 2.500 m² besitzt. Rechnete man auch alle kleineren Inseln und Felsen mit ein, käme wohl jeder der rund 28.700 Einwohner auf mindestens ein eigenes Eiland. Unter Einrechnung der Wasserfläche verteilen sich diese Einwohner auf eine Fläche von etwa 13.500 km². Die meisten von ihnen leben auf der größten Insel Fasta Åland, auf der sich auch die Hauptstadt Mariehamn befindet. Genau genommen besteht auch Fasta Åland aus mehreren Inseln. Da sie aber alle durch größere und kleinere Brücken miteinander verbunden sind, werden sie als eine große Insel gerechnet. Von Mariehamn aus sind es etwa 40 Kilometer bis zur schwedischen und 100 Kilometer bis zur finnischen Grenze.
Die åländische Landschaft wird neben dem Meer von Wäldern geprägt. Vorherrschend sind verschiedene Tannen- und Fichtenarten, aber auch einige Laubbäume haben sich auf den Inseln angesiedelt. Nahezu alle Tiere, die in diesen Wäldern beheimatet sind, stehen auf Åland unter Naturschutz.
Anreise Åland
Fluganreise
Das beliebteste und am meisten genutzte Transportmittel von und nach Åland sind die Fähren, die teilweise sogar mehrmals täglich in Mariehamn anlegen. Doch auch wer lieber auf die mehrstündige Fahrt über das Meer verzichten möchte, kann bequem mit dem Flugzeug nach Åland reisen.
Etwa 3 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Mariehamn liegt der gleichnamige Flughafen. Mehrere Fluggesellschaften bieten Verbindungen nach Helsinki, Turku und Stockholm-Arlanda an.
Betrieben wird der Flughafen vom finnischen Flughafenbetreiber Finnavia und er weist eine ganz eigene Besonderheit auf: Er ist der einzige Flughafen Finnlands mit einer roten Landebahn. Laut Piloten ist diese Farbe die beste bei Landeanflügen, da sie bei allen Wetterverhältnissen gut zu erkennen sei.
PKW-Anreise
Reisenden, die ihren eigenen PKW mit nach Åland nehmen möchten, bleibt nichts anderes übrig, als eine der zahlreichen Fährverbindungen zu nutzen. Doch auch diese Art zu reisen hat ihre schönen Seiten: Von keinem anderen Ort aus werden Sie einen so atemberaubenden Ausblick auf die Schärenlandschaft haben wie von den Fähren. Mariehamn wird von verschiedenen Städten aus angefahren: Stockholm und Kapellskär (Schweden), Helsinki und Turku (Finnland) sowie Tallinn (Estland). Am kürzesten dauert dabei die Überfahrt von Kapellskär aus. Innerhalb von 2 Stunden überbrückt die Fähre die Entfernung zwischen der schwedischen Stadt gut 96 Kilometer nördlich von Stockholm und Mariehamn.
Die größten Reedereien, die Überfahrten von und nach Åland anbieten, sind Viking Lines, Tallink Silja Lines und Eckerö Linjen.
Geschichte
Åland wurde bereits während der Steinzeit von Jägern und Fischern besiedelt, bald aber wieder von allen Menschen verlassen. Und so klein und unbedeutend der Archipel auch in der heutigen Zeit wieder erscheinen mag – zwischen dem 12. und dem beginnenden 20. Jahrhundert fiel der Inselgruppe eine wichtige Bedeutung zu. Die Region kann heute auf eine turbulente und politisch verworrene Vergangenheit zurückblicken.

Die Zeit zwischen dem 12. und dem frühen 19. Jahrhundert war eine Zeit der Aufruhr, der Kriege und der Veränderung in Schweden, Finnland und Russland. Immer wieder geriet Finnland zwischen die Fronten der schwedisch-russischen Kriege. Strategisch günstig zwischen den Kontrahenten gelegen, blieb auch Åland nicht verschont und jedes der drei Länder meldete seinen Anspruch auf die Inselgruppe an.
Seit im Jahr 1323 im Vertrag von Nöteborg die Ostgrenze Finnlands festgelegt wurde, gehörte der größte Teil des Landes – und damit auch Åland – zu Schweden. Im Laufe der Jahrhunderte aber schwand die große Macht Schwedens und während des Großen Nordischen Krieges im 18. Jahrhundert besetzten die Russen das Land, um ihr Territorium zu vergrößern.
1809 ging Åland im Zuge des Friedens von Fredrikshamns gemeinsam mit Festland-Finnland an das russische Zarenreich über. Im folgenden Jahrhundert wurde die Insel mehrmals von Truppen verschiedener Nationalitäten befestigt und als Militärstützpunkt genutzt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts forderte die åländer Bevölkerung den Anschluss an Schweden, um der Gewalt, die auf den Inseln herrschte, ein Ende zu setzen. Die Schweden schickten Kriegsschiffe, um den Menschen zu helfen und die Inseln in ihr Land einzugliedern. Zur gleichen Zeit aber herrschte der finnische Bürgerkrieg, der schließlich in die Selbstständigkeit mündete und Åland somit offiziell zu einer Region Finnlands machte.
Obwohl Åland zu diesem Zeitpunkt also formell zu Finnland gehörte, wurde der Anschluss an Schweden weiterhin betrieben. Weder Finnland noch Schweden wollten ihren Anspruch auf die Region aufgeben. Beide Länder starteten mehrere Versuche, die Zugehörigkeit gesetzlich zu verankern. Es sollte aber bis zum 24. Juni 1921 dauern, bis festgelegt wurde, dass Åland im Staatsverbund Finnland verbleiben sollte. Voraussetzung dafür war, der Schwedisch sprachigen Bevölkerung in Hinsicht auf Nationalität, Sprache und Kultur verschiedene Garantien zu geben. Darüber hinaus sollte der demilitarisierte Status der Inseln wieder hergestellt werden. Im Oktober des gleichen Jahres wurde in Genf ein Abkommen über die Demilitarisierung und Neutralität Ålands geschlossen und von allen Anrainerstaaten der Ostsee, mit Ausnahme der Sowjetunion, unterzeichnet.
Regierungschefin Lantråd Camilla Gunell
Die Åland-Inseln als autonome Region Finnlands besitzen das Recht, über viele Dinge unabhängig von der finnischen Regierung entscheiden zu dürfen. Aus diesem Grund besitzt die Region ein eigenes Parlament, deren Vorsitzende Camilla Gunell ist. Der schwedische Titel ihres Amtes lautet Lantråd und entspricht in etwa dem Amt eines Ministers.
Die im September 1970 geborene Politikerin ist seit 2003 in der Politik Mariehamns tätig. 2009 wurde sie als Parteivorsitzende der Åländer Sozialdemokraten (Ålands socialdemokrater) gewählt und trat damit an die Stelle von Barbo Sundback. Zwei Jahre später, bei den Wahlen des Lagtings, erhielt Gunell 841 Stimmen – mehr als jeder andere Kandidat – und wurde so zur Vorsitzenden der åländischen Regierung gewählt.
Das Gesundheitssystem
Obwohl Åland eine Region Finnlands ist, besitzt sie weitest gehende Autonomie. Daher besitzt Åland ein eigenes Parlament, welches über alle inneren Angelegenheiten selbst entscheiden darf. Neben einem eigenen Post- und Polizeiwesen gehört dazu auch das Gesundheitswesen.
Ebenso wie in Finnland verfügt Åland über ein öffentliches Gesundheitssystem mit einer einheitlichen, für alle Einwohner verpflichtenden Krankenversicherung. Verantwortlich für das öffentliche Gesundheitswesen ist Ålands hälso- och sjukvård (ÅHS). Angeboten wird alles von Vorsorge- bis Spezialbehandlungen. Um einen so umfangreichen Service anbieten zu können, arbeitet ÅHS mit den finnischen Krankenhäusern in Helsinki und Turku sowie mit dem schwedischen Krankenhaus in Uppsala zusammen.
Die erste Anlaufstelle bei Krankheit oder Verletzungen ist eines der beiden Gesundheitszentren (hälsocentralen) in Mariehamn oder Godby. Der zuständige Arzt kann dann darüber entscheiden, ob eine Überweisung ins Krankenhaus notwendig ist oder nicht. Åland verfügt über ein eigenes Krankenhaus in Mariehamn.
Sowohl bei einem Besuch des Gesundheitszentrums als auch des Krankenhauses fallen für den Patienten Gebühren an, die unterschiedlich hoch sind. So kostet beispielsweise ein kurzer Besuch (unter 30 Minuten) bei einer Krankenschwester im Gesundheitszentrum 10 Euro, bei einem Arztbesuch werden 27 Euro fällig. Jugendliche unter 18 zahlen jeweils nur die Hälfte, mindestens aber 5 Euro. Für einen Besuch beim Zahnarzt, der für alle unter 19 Jahren kostenfrei ist, gelten wieder andere Preise. Die Höchstgrenze für die Selbstbeteiligung liegt bei Personen zwischen 18 und 65 Jahren bei 375 Euro pro Jahr, bei Personen über 65 bei 120 Euro.
Auch Reisende werden in den Gesundheitszentren Ålands behandelt. Um die Leistungen abrechnen zu können, muss die europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) oder eine Ersatzbescheinigung vorgelegt werden. Alle Behandlungen, unabhängig ob privat oder öffentlich, müssen zunächst vom Patienten bezahlt werden. Gegen Vorlage der Rechnung erstatten die Krankenkassen später diesen Betrag. Allerdings ist es möglich, dass sich die Behandlungskosten zwischen Deutschland und Åland unterscheiden. In diesem Fall wird die Summe zurückgezahlt, die die Behandlung in Deutschland gekostet hätte.
Unter Umständen kann sich der Abschluss einer privaten Auslandskrankenversicherung lohnen. Diese übernimmt im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenkasse auch einen möglichen Rücktransport.
Landestypische Gerichte auf Åland
Da Åland offiziell zu Finnland gehört und ebenso wie das restliche Land lange Zeit unter russischem Einfluss lag, gleichzeitig aber als kulturelles Bindeglied zwischen Finnland und Schweden fungiert, ist die åländische Küche von allen drei Ländern beeinflusst. Dennoch gibt es in Åland Speisen, die nicht typisch schwedisch oder finnisch sind. Sondern eben typisch åländisch.
Eines dieser Gerichte sind die Pfannkuchen Ålands (Ålandspannkaka). Zubereitet werden sie wie ebenso wie die Pfannkuchen, die sich auch in Deutschland großer Beliebtheit erfreuen. Im Gegensatz zu unseren Pfannkuchen werde die auf Åland noch zusätzlich mit Kardamom gewürzt. Serviert werden die Ålandspannkakor dann traditionell mit Pflaumenmarmelade und Schlagsahne.
Eine andere Spezialität Ålands ist das kreisrunde Hemvete-Brot. Diese Brotsorte wird aus einem speziellen Mehl hergestellt. Dabei handelt es sich um ungesiebtes Vollkornmehl aus Weizen. Nach seinem Erfinder Sylvester Graham wird es grahamsmjöl genannt. Das Hemvete-Brot wird zum Beispiel mit Fischsuppe oder verschiedenen Käsesorten der Region serviert – denn Fisch ist aus der Region inmitten der Ostsee natürlich nicht wegzudenken.
Aber es gibt auch Überraschungen in der åländischen Küche. Oder wussten Sie, dass es auf den Inseln auch eine Brauerei und sogar ein Weingut gibt? Das Weingut Tjudö produziert Wein, Schnaps und fruchtige Liköre. Probieren Sie einmal den Apfelwein Västergårds Äppelvin oder den Apfelvodka Ålvados. In der Brauerei, die den schlichten Namen Åland Bryggeri trägt, werden fünf verschiedene Biere gebraut. Sie alle sind unter dem Namen Stallhagen erhältlich und können im Pub Stallhagen probiert werden.