Charakteristisch für Öland ist die ungewöhnlich große Zahl von Windmühlen

Der schwedische Osten: Provinzen und geografische Lage

Im Osten Schweden, dort, wo sich das Land in Richtung Åland und Finnland auszustrecken scheint, liegt nicht nur die Hauptstadt Stockholm, sondern auch die Landschaften Uppland, Södermanland und Östergötland. Auf einer Fläche von fast 35.000 km² leben hier gut drei Millionen Einwohner – etwa ein Drittel der schwedischen Gesamtbevölkerung.
Die Provinzen im östlichen Schweden
Provinz Uppland
Uppland, die nördlichste der drei Provinzen wird oft als das Herz Schwedens bezeichnet. Mit rund 1,5 Millionen Einwohnern, die sich auf einer Fläche von beinahe 13.000 km² verteilen, ist es eine der bevölkerungsreichsten Regionen Schwedens. Die meisten dieser Einwohner leben in Stockholm, dessen nördlicher Teil zu Uppland gehört, oder in der traditionsreichen Universitätsstadt Uppsala.
Doch die Region ist nicht nur das Herzstück des Landes, sondern wird auch oft die Landschaft der Schlösser, Herrschaftssitze, Runensteine und der vorgeschichtlichen Funde genannt. Dies liegt an der ereignisreichen Geschichte, die bereits vor über 5000 Jahren beginnt, als die Region von Westen her besiedelt wurde. Schon damals schienen die Küstenbewohner regen Handel mit Finnland betrieben zu haben. Verschiedene Münz- und Glasfunde zeigen, dass diese Handelsbeziehungen schnell ausgeweitet wurden und sogar bis Frankreich und Konstantinopel reichten. Der wichtigste Handelsplatz für ganz Skandinavien damals war die Ortschaft Birka. Gut 200 Jahre lang trafen hier Menschen aller Nationalitäten zum Kaufen und Verkaufen zusammen. Die hier gemachten Funde geben nicht nur Auskunft über das weite Handelsnetz der Wikinger, sondern auch über ihre wirtschaftliche und politische Expansion in Richtung Europa. Bis heute stellt sich den Forschern die Frage, weswegen die einstmals so wichtige Ortschaft im 10. Jahrhundert plötzlich verlassen wurde.
Ein weiteres Überbleibsel aus der Zeit der Wikinger und besonderes Markenzeichen Upplands sind die vielen Runensteine, von denen diese Provinz mehr besitzt als jede andere Schwedens. Insgesamt wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts rund 950 Stück registriert. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass es weit mehr dieser Steine gab, die im 11. Jahrhundert aufgestellt wurden. Viele von ihnen fielen vermutlich der Zeit zum Opfer oder wurden zum Kirchenbau verwendet.
In späteren Jahrhunderten wurde Uppland Zeuge mehrere bedeutender Ereignisse und Veränderungen. So lehnten sich im 15. Jahrhundert die Bauern mehrmals gegen den Adel auf und etwa ein Jahrhundert später erlebte Uppland eine große Blütezeit: Die Universität Uppsala wurde erweitert und zahlreiche neue Schlösser und Gutshöfe errichtet. Aus dieser Zeit des Hochs stammt auch das Wappen der Provinz. 1560 wurde es in zu Ehren Gustav Vasas geschaffen. Darauf zu sehen ist ein goldener Reichsapfel auf rotem Grund. Der Apfel soll sowohl die geistliche als auch die weltliche Macht symbolisieren.
Im 18. Jahrhundert dann fand Upplands Aufschwung ein jähes Ende. Während des Großen Nordischen Krieges fielen russische Truppen in das Land ein und verwüsteten vor allem die Küstenregion. Glücklicherweise aber erholte sich Upplands Wirtschaft mit dem Ende des Krieges rasch. Heute muss Uppland zwar auf größere Macht oder Bedeutung innerhalb Schwedens verzichten, dafür aber kann es auf eine lange Zeit des Friedens zurückblicken.
Provinz Södermanland
Im Süden von Uppland liegt Södermanland, welches mit nicht ganz 8.400 km² um einiges kleiner ist als sein nördlicher Nachbar. Mit beinahe 1,3 Millionen Menschen kann es dafür aber eine ähnlich hohe Anzahl an Einwohnern vorweisen. Diese verteilen sich auf Städte wie Süd-Stockholm, Eskilstuna oder Södertälje.
Ebenso wie Uppland wurde auch Södermanland bereits vor vielen tausend Jahren besiedelt, worüber viele Funde aus verschiedenen Epochen wie der jüngeren Steinzeit oder der Bronzezeit Aufschluss geben. Es sind über 95.000 Objekte, die den Forschern Rückschlüsse auf die damalige Zeit erlauben. Die heutige Gemeinde Södertälje schien dabei vor allem in der Bronzezeit ein kulturelles Zentrum gewesen zu sein.
Bis heute können geschichtliche Überreste wie Grabhügel, Burgruinen oder Runensteine in Södermanland bewundert werden. Bei der Anzahl der Runensteine steht die Provinz gleich hinter Uppland an zweiter Stelle. Eine der bekanntesten dieser Steine ist die Ramsundritzung in der Gemeinde Eskilstuna. Er ist etwa 4,6 Meter hoch und 1,9 Meter breit und die darauf eingeritzte Zeichnung zeigt den Helden Sigurd beim Töten einer Schlange. Diese Zeichnung bezeugt, dass die Sigurd-Sage, die im deutschsprachigen Raum im Nibelungenlied verarbeitet wurde, auch in Schweden bekannt war. Andere Steine hingegen berichten über Handelsergebnisse oder Schätze, die die Wikinger auf ihren Fahrten erbeuteten. Ein solcher Schatz, der aber vermutlich sogar noch aus der Zeit vor den Wikingern stammt, wurde 1774 in Tureholm gefunden. Mit über 12 Kilogramm Gewicht ist er der größte Goldschatz, der jemals in Schweden gefunden wurde.
Im 11. Jahrhundert begannen Missionare das Christentum in Södermanland zu verbreiten. Allerdings war ihre Arbeit zunächst von wenig Erfolg gekrönt: Noch bis zum Ende des 14. Jahrhunderts hielten die Menschen an den Ting-Versammlungen fest.
Im 15. und 16. Jahrhundert wurde Södermanland Hauptschauplatz der Kämpfe der Kalmarer Union. Hier wurde Christian I. der Titel geraubt, hier besiegte Sten Sture der Jüngere Christian II. und hier wurde Gustav Wasa 1523 zum König gewählt. Mit dieser Wahl begannen gut 200 friedliche Jahre, ehe Södermanland ebenso wie Uppland 1719 unter einfallenden russischen Truppen zu leiden hatte. Städte, Dörfer und Schlösser wurden niedergebrannt, bevor die Angreifer in einer Seeschlacht zurückgeschlagen werden konnten.
Provinz Östergötland
Mit nicht ganz 10.000 km² Größe und rund 435.000 Einwohnern ist Östergötland deutlich weniger dicht besiedelt als Uppland und Södermanland. Aber auch hier sind die ersten Spuren der Menschheit weit über 5000 Jahre alt und zeigen, dass die ersten Bewohner Östergötlands entlang des Motala Ström gesiedelt haben. Die meisten dieser Funde stammen aus den mehr als 1.700 Grabfeldern, die sich verteilt über die gesamte Provinz finden lassen. Doch auch die für Schweden so typischen Runensteine gehören ist Östergötland mit zum Landschaftsbild.
Schon früh spielten Kirche und Adel eine entscheidende Rolle in der Östergötländischen Geschichte. Anfang des 12. Jahrhunderts wurde ein neues Bistum gegründet, dessen Bischofssitz Linköping wurde. In der Mitte des gleichen Jahrhunderts wurde in Alvastra am Ufer des Vättern eines der ersten Klöster Schwedens gegründet. Die Ruinen sind bis heute erhalten und können etwa 25 Kilometer südlich von Vadstena besichtigt werden. Erst als Gustav Wasa Anfang des 16. Jahrhunderts König von Schweden wurde, ging die Macht der Kirche an das Königtum über.
Im 17. und 18. Jahrhundert begann der industrielle Aufschwung der Provinz. Zuerst führten Eisen- und Kupferfunde, später die Entwicklung einer Textilindustrie, die sich rund um die Stadt Norrköping konzentrierte, zu dieser Entwicklung. Darüber hinaus trugen der Bau des Göta-Kanals sowie der Bau der Eisenbahnlinie Stockholm – Helsingborg entscheidend zu diesem wirtschaftlichen Hoch bei. Diese Entwicklung setzte sich bis ins 20. Jahrhundert fort, wobei sich die Industrie von Norrköping nach Linköping verlagerte und diese Stadt sich zur wichtigsten Industriestadt entwickelte.
Am 24.12.2012 wurde Prinzessin Estelle, Tochter von Kronprinzessin Victoria und Prinz Daniel, Herzogin von Östergötland.
Die geografische Lage der schwedischen Provinzen
Die nördlichste der Provinzen ist Uppland. Es wird von manchen auch das Herz Schwedens genannt und erhielt seine heutige landschaftliche Form direkt nach der Eiszeit. Damals nämlich zog sich das Eis zurück und hinterließ mitgeführtes Geröll als Moränen. So entstand das hügelige Flachland, das Uppland bis heute prägt. Die höchsten Erhebungen der Region betragen etwa 50 bis 100 Meter.
Neben dem Flachland finden sich in Uppland aber auch große Waldgebiete sowie verschiedene Küstenlandschaften und Seen. Einer dieser Seen ist der Mälaren-See. Mit 1.090 km² ist dieser der drittgrößte See Schwedens. Er beheimatet nicht nur über 30 verschiedene Fischarten, sondern versorgt auch noch über 1 Millionen Menschen in der Region mit Trinkwasser. Vermutlich ist es die Lage nördlich des Mälaren-Sees, der Uppland seinen Namen verdankt.

Zu den Städten Upplands gehören unter anderem Sigtuna, Uppsala oder der nördliche Teil Stockholms. Der südliche Teil der Hauptstadt hingegen gehört bereits zu der Landschaft Södermanland. Neben Stockholm sind Nyköping, Södertälje und Huddinge nur drei der wichtigen Städte Södermanlands. Auch der Name dieser Region wurde durch den Mälaren-See geprägt, an dessen Südseite sich die Provinz befindet. Außerdem grenzt es im Westen an den Hjälmaren See und ebenso wie Uppland an die Ostsee. Der Bergrücken, der diese drei Gewässer im Zentrum Södermanlands voneinander trennt, ist teilweise gerade einmal 20 Kilometer breit.
Eine weitere Gemeinsamkeit mit dem im Norden angrenzenden Uppland weist Södermanland in der überwiegend flachen Landschaft auf. Keine der dortigen Erhebungen beträgt mehr als 200 Meter. Stattdessen sind es seichte, bewaldete Hügel, die die Landschaft überziehen. In den dazwischenliegenden Senken haben sich oft Seen, lehmige Flächen oder Moose gebildet. Ein wenig anders sieht es im südlich an Södermanland anschließenden Östergötland aus. Diese Provinz stellt die Verbindung zwischen dem Südschweden prägenden Hochland und der mittelschwedischen Senke dar. So kommt es, dass Östergötland eine steile Ostseeküste besitzt, die nach Norden hin zunehmend flacher wird. Auch im Landesinneren lassen sich verschiedene Landschaftsbilder entdecken: Im Süden erstrecken sich die letzten Ausläufer des Hochlandes in Form einer sanften Hügellandschaft während das Land im Norden zuerst steil aufsteigt, ehe es nach Norden hin sanft abfällt. Hier, im nördlichen Teil Östergötlands, finden sich auch tief eingeschnittene Täler und Seen. Im Zentrum erstreckt sich in einem Dreieck zwischen Linköping, Ödeshög und Motala die Östgöta-Ebene (Östgötaslätten). Im Sommer ist dieser Teil des Landes geprägt von weiten Äckern, goldenen Raps- und Kornblumenfeldern. Im Westen grenzt die Ebene an den Vättern, den zweitgrößten See Schwedens. Er hat eine Fläche von 1885 km² und ist an der tiefsten Stelle 120 Meter tief. Von hier aus fließt Östergötlands größter Fluss, der Motala ström, über mehrere Seen ins Meer.
Alle drei Provinzen grenzen an die Ostsee, wo sich die berühmte Schärenlandschaft (skärgård) befindet. Die unzähligen Inseln entstanden ebenfalls in der Eiszeit als das Eis über Skandinavien wanderte und das Gestein unter sich zu kleinen, glatt geschliffenen Inseln formte. Alleine vor Stockholm befinden sich gut 24.000 dieser Inseln, die mit dem Schiff Anreisende mit einem spektakulären Ausblick begrüßen und zu Boots- oder Fahrradtouren einladen.