Lappland Impressionen

Die acht samischen Jahreszeiten

Nördlich des Polarkreises geht der Wechsel der ­Jahreszeiten abrupt und manchmal auch dramatisch vor sich.merken
Nördlich des Polarkreises geht der Wechsel der ­Jahreszeiten abrupt und manchmal auch dramatisch vor sich. Deshalb wird das Jahr auch in acht und nicht nur vier Jahreszeiten eingeteilt:
Winter, Frühlings-Winter, Frühling, Frühsommer, Sommer, Spätsommer, Herbst und Herbst-Winter.

Kurzinfo

Nördlich des Polarkreises geht der Wechsel der ­Jahreszeiten abrupt und manchmal auch dramatisch vor sich.
Samische Winterzeit
Winter
Der echte Winter ist verlockend und herrlich. Der Schnee fällt und wird sofort von den Wegen und Höfen geräumt. Gegen die trockene Kälte schützt man sich mit warmer Kleidung, die nach dem Zwiebelprinzip aus mit mehreren Lagen Kleidung aus Naturfasern besteht. Dass sich die Dunkelheit und die Kälte des Winters in Lappland zu einem Touristenmagnet entwickelt haben, mag zwar einige wundern, aber ist eine Tatsache: Der Winter in Kiruna ist „in“!
Frühlingswinter
Die beliebteste Jahreszeit der Einheimischen hin­gegen ist der so genannte Frühlingswinter. Dann ist das Licht zurückgekehrt und die Tage werden länger und länger. Die Sonne wärmt schon wieder, obwohl es immer noch Winter ist und reichlich Schnee zum Ski und Motorschlitten fahren liegt. Die trächtigen Rentier-Kühe ziehen sich nun zum Kalben in das Gebirge zurück.
Schneefreie Zeit
Frühling
Der Frühling hält Einzug und im Mai werden die ­Rentier-Kälber geboren. Schnell müssen sie auf ihren eigenen – wackeligen – Beinen stehen, um ihren ­Müttern folgen zu können. Die Rentier-Besitzer schützen ihre Herden vor Raubtieren und rücksichtslosen Motorscooter-Fahrern. Die Früh­lings­blumen leuchten und das Grün sprießt hervor.
Frühsommer
Wenn sich die Früchte der Birken zeigen, ist der Frühsommer auf jeden Fall da. Im Juni scheint die Sonne rund um die Uhr und das Mittsommerfest ist einer der Höhepunkte.
Sommer
Zwar ist der Sommer kurz im Gebirge, dafür aber ­intensiv. Im Juli ist nicht nur Hochsommer, sondern auch der Monat, in dem die Kälber markiert werden. Um diese Zeit befinden sich die Herden der Gebirgs-Sami im Hochgebirge auf der schwedischen wie ­norwegischen Seite der Grenze. Jedes Ren hat einen Besitzer und trägt dessen einmalige, eingeschnittene Markierung im Ohr. Da ein Kalb immer seiner ­Mutter folgt, kann man leicht zuordnen, wem es ­gehört. Von Juli bis September ist die beste Zeit für Wandertouren im Gebirge. Dann blühen auch die ­kleinen Gebirgsblumen in fast überirdischer Schönheit – für diejenigen, die ein Auge dafür haben.
Spätsommer
Bereits im August zeigt sich das erste Herbstlaub, der Spätsommer ist da und damit die Zeit, um Beeren zu sammeln. Ende August ist Nachtfrost keine Seltenheit.
Samische Herbstzeit
Herbst
Im September folgt die Erntezeit oder mit anderen ­Worten der Herbst. Für die einen heißt das, Kartoffeln und Preiselbeeren zu ernten – für die anderen auf die Jagd nach Schneehühnern und Elchen zu ­gehen sowie Rentiere zu schlachten.
Herbst-Winter
Im Oktober kommt der Herbst-Winter. Das Laub ist von den Bäumen gefallen, es ist kalt und grau und Herbststürme bringen abwechselnd Regen und Schnee. Dies ist eigentlich der dunkelste Monat – daher heißt er auch Dunkelheitsmonat auf Samisch – bevor der Schnee nicht nur fällt, sondern auch liegen bleibt.
Der Schnee im Norden ist trocken und leicht, er leuchtet weiß und rein. Fest gedrückt knarrt er wunderbar, wenn man darüber geht. Es ist wieder Winter und neue Touristen kommen nach Lappland, um das Unbekannte zu erforschen und die eigenen Grenzen auszutesten.

Autorin: Marie Enoksson